Interview mit Vite EnVogue: Männer & Second-Hand-Mode

Männer und Second-Hand-Mode: Headerbild

Männer & Second-Hand-Mode: Passt das?

Männer & Second-Hand-Mode – Das klingt auf den ersten Blick unvereinbar. Doch blickt man einmal genauer, stellt man fest, dass Männer & Second-Hand-Mode sehr wohl zusammenpassen. Ich habe mit dem Online-Shop Vite EnVogue über das Thema gesprochen.

Was war deine erste Erfahrung mit Second Hand Mode? Erinnerst du dich an ein besonderes Fundstück?

Es war 2015 kurz vor meinem 21. Geburtstag. Zu dem Zeitpunkt war das Objekt meiner Begierde ein Burberry- Trenchcoat. Ich habe etwas recherchiert und zufällig den Begriff „Second Hand“ bei meiner Google-Suche eingeben. Tatsächlich bin ich dann auf eurer Seite gelandet. So kam ich zu meinem ersten Second-Hand-Schnapper. Den Trenchcoat trage ich übrigens heute immer noch (gerade im Frühling und Herbst sehr schön!). (Schaut euch hier gleich unsere Auswahl an Männermode an)

Was begeistert dich besonders an Second Hand Mode?  

Auch wenn mir der Nachhaltigskeitsgedanke sehr wichtig für mich ist, waren es ursprünglich doch der Preis und die Exklusivität von Einzelstücken, die meine Liebe zu Second-Hand-Mode formten. Schon immer war es mir wichtig, mich von anderen zu differenzieren und meinen eigenen Stil zu entwickeln, der meine Persönlichkeit und meine Stimmung unterstreicht. Mit hochwertigen Second-Hand-Stücken ist mir dies tatsächlich am besten gelungen bzw. es hat sich nach ‚meinem Stil‘ angefühlt.

Es gab für mich z.B. nichts Schöneres, als die verdutzen Blicke von Arbeitskollegen, als ich als Werkstudent in Kleidung von Luxus-Designern am Arbeitsplatz erschien – vor allem, weil sie nicht aus einer gängigen Kollektion stammen, sondern bereits teilweise bis zu 30 Jahre alt sind und man wirklich etwas besitzt, was vermutlich kein (oder nur ganz wenige) Anderer besitzt. Gleichzeitig ist aber auch die ‚Jagd‘ nach einem neuen Kleidungsstück schon ein Erlebnis für sich. 

Wie denkst du über die Entwicklung der Modeidustrie der vergangenen 20 Jahre? 

Die Modeindustrie hat am Ende das gemacht, was die gesamte Industrie und Wirtschaft gemacht hat: Schneller, mehr und vor allem schlechter produziert.

Fast Fashion wirkt auf den ersten Blick wie der Traum eines jeden Fashion Victims. Denn hier werden die Styles der Laufstege bekannter Designermarken bewusst imitiert und im Akkord für den ‚kleinen Mann‘ günstig produziert. Gedanken über Arbeitsbedingungen bei der Herstellung, Hungerlöhne oder Einflüsse auf die Umwelt verpuffen durch das Motto MEHR, MEHR, MEHR. Doch das ist falsch. Nicht nur die Arbeiter leiden unter diesem Produktionsdruck, auch die Haute Couture Designer werden durch den Druck der Fast Fashion getrieben. Anstelle von vier Kollektionen im Jahr müssen es acht sein. Doch geht es nach den Konsumenten, sollen am besten jeden Monat neue Stücke erscheinen. Dass das utopisch ist und das Handwerk der Haute-Couture-Mode massiv unter Druck setzt, ist vielen egal – weil ihnen das Bewusstsein für die Prozesse hinter der Kleidung fehlt.   

Weshalb ist Second Hand Mode für dich nachhaltig?

Ganz einfach: Gebrauchte Kleidung ist bereits unzählig vorhanden. So muss diese Kleidung nicht mehr produziert werden. Auch faire Mode, die nur aus natürlichen und umweltfreundlichen Materialien besteht, kann hier nicht mithalten. Denn für meinen Kauf wird weder neue Ware produziert, noch werden neue Rohstoffe benötigt oder Umweltgifte verwendet. Dadurch werden wir und die Umwelt weniger belastet. Gleichzeitig ist Second-Hand-Mode auch mein Best-Practice-beispiel für Slow-Fashion. Slow Fashion beschreibt nachhaltige und bewusste Mode. Dahinter verbirgt sich das Mantra eines genussvollen Konsums: Man(n) soll Mode genießen. Second-Hand-Mode bildet ein absolutes Kontrastprogramm zur schnelllebigen Massenware der Fast Fashion.

Männer & Second-Hand-Mode: Warum glaubst du ist Second Hand Mode gerade für Männer bisher nicht so populär? Wie kann man das deiner Meinung nach ändern?

Genau aus dem Grund, aus dem ich mich für einen Second Hand Modeblog für Herren entschieden habe: Es fehlt uns ganz schlicht an Zugangs- und Auswahlmöglichkeiten. Erst in den vergangenen Jahren, begann sich das klassische Männerbild zu verändern und Männer wurden affiner für Modetrends und Beauty. Es gibt bislang jedoch wenig Möglichkeiten sich explizit zu informieren und wenn, dann sind es oftmals Blogs von Frauen, die zwar wissen, was ihre Leserin sucht – aber eben nicht ein potentieller Leser. Außerdem hat Nachhaltigkeit im Zuge des aktuellen öffentlichen Diskurses oftmals einen faden Beigeschmack von Einschränkung und Verzicht. Ich glaube, dass das viele (gerade männliche) potentielle Kunden davon abschreckt, sich mit nachhaltigem Bekleidungskonsum (z.B. Second Hand) zu beschäftigen – eben weil dieser Irrglaube besteht. 

Wie sind deine Erfahrungen mit Vite EnVogue?

Vite EnVogue ist einer der wenigen Online-Shops, mit denen ich sehr positive Erfahrungen gemacht habe. Das liegt vor allem daran, dass ihr im Vergleich zu vielen anderen Shops ein sehr großes Angebot (immerhin knapp 4000 Teile) für Herren habt. Außerdem habe ich die Garantie, dass ich spätestens innerhalb von zwei Tagen mein neues Fundstück daheim habe. Meist passt alles wie angegossen und selbst bei meiner Retoure ging alles schnell und entspannt, was für mich ein riesiges Service-Plus darstellt. (Weshalb Vite EnVogue zu meinen Shop- Favoriten gehört könnt ihr hier lesen.)

Welche Shopping-Tipps hast du für Männer die sich mal an Second Hand Mode probieren wollen und bisher keine Erfahrungen haben?

Hier gibt es meiner Meinung nach zwei mögliche Ansätze, je nachdem ob man stationär oder online kauft. Wenn man online suchen möchte ist es wichtig, dass man genau seine Größe und Maße kennt, um unnötige Retoure zu vermeiden (ist für den Shop und die Umwelt doof, weil doppelter Aufwand + doppelte Transportwege). Und dann einfach stöbern, stöbern, stöbern und ein Teil bestellen, das es einem so richtig angetan hat. 

Was kaufst du Second Hand am liebsten und warum? 

Hemden. Ich habe im Second Hand- Kosmos Klassiker von Prada, D&G und Burberry aber auch ausgefallene Stücke von Versace, Dior oder Fendi ergattern können – und alle zu teilweise unverschämt günstigen Preisen. Ich kombiniere diese gerne mit einer auffälligen Fliege oder einer weitgeschnittenen Hose und versuche den etwas altbackenen ‚Hemdenträger-Stil‘ aufzulösen. Ich schaue auch gerne nach Kleinlederwaren, Gürteln oder Sonnenbrillen. Selbst ein durchschnittliches Outfit bekommt durch eine Designersonnenbrille einen völlig neuen Anstrich – das fasziniert mich. Traditionsreiche Marken wie Dior und Yves Saint Laurent haben es mir besonders angetan.

Wie wünschst du dir die Zukunft der Modeindustrie und in welcher Hinsicht sollte sie sich maßgeblich ändern im Sinne der Nachhaltigkeit?

Die Modeindustrie trägt meiner Meinung nach eine wichtige Verantwortung: uns Konsumenten wieder etwas zu mäßigen. Ein beeindruckendes Vorbild ist für mich Vivienne Westwood, die bewusst dazu aufruft weniger und dafür hochwertiger zu kaufen. So muss schon weniger produziert werden, weil wir viel länger etwas von unserer Kleidung haben. Bei höheren Preisen prüfen wir zudem viel gewissenhafter, was wir wirklich kaufen – was wir bei einem 5€ Shirt nicht tun.

Gleichzeitig wünsche ich mir mehr Transparenz in puncto Herstellung. Europäische Luxuslabels produzieren oft lokaler als Fast Fashion- Anbieter. Ein Shirt aus Italien hat einen viel kürzeren Transportweg hinter sich als aus China. Zudem wird es unter strengeren Auflagen produziert, was Materialien und Arbeitsrechte betrifft. Es gibt zwar inzwischen bewusste Aufklärung über die Mieseren in den Produktionsstätten, dennoch berühren diese noch nicht das kollektive Bewusstsein. Hier kann und muss die Modeindustrie viel mehr Druck machen. 

Wie bewertest du den Trend „Green Fashion“, den gerade viele Modefirmen aufgreifen und für sich nutzen? Greenwashing oder ehrliche Innovation?

Teils Teils. Nachhaltige Produktion steht für mich in einer Symbiose mit einer fairen Produktion im Sinne von fairen Arbeitsbedingungen. Ich glaube schon, dass viele Firmen (auch Fast Fashion- Anbieter) hier wirklich versuchen einen guten Ansatz zu schaffen – aber auch nur einen Ansatz. Positiv bewerte ich aber, dass das generelle Bestreben nach mehr Nachhaltigkeit (auch in der Mode) selbst bei Fast Fashion Unternehmen für ein Umdenken sorgt. Ich bin sehr gespannt, wie die Unternehmen dies in Zukunft weiter ausbauen wollen. 

Wir danken Basti für dieses Interview zum Thema Männer & Second-Hand-Mode und freuen uns auf weitere modische Beiträge von ihm zum Thema Second Hand Mode!

Dieses Interview ist am 21.11.2019 im Magazin von Vite EnVogue erschienen.

Spread the love
Hi, ich bin Basti und ich schreibe auf GÖNNEZ-VOUS über meine größte Leidenschaft: Hochwertige Second Hand Mode für Männer. Ich bin für euch unterwegs und zeige euch meine Tipps, Tricks und Trends.
Beitrag erstellt 11

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Verwandte Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben